Anne Dörings Essay, entstanden für das Ausstellungsprojekt ›Eine gewisse Liebe zur Symmetrie‹ erkundet wie symbolische Praktiken wie beispielsweise Mode, Kosmetik, Ernährungs- und Reisegewohnheiten und vieles mehr politisch aufgeladen werden. Das private ist politisch, doch es muss angesichts dieser gegenwärtigen „Sinnmärkte“ kritisch revidierend gefragt werden, inwieweit gerade die Verlagerung des Politischen in den Bereich des Symbolischen Mechanismen klassistischer und sexistischer Distinktion verstärkt. Kann ein H&M-Shirt Bewusstsein erzeugen?
Auch medial ist die Debatte zur Gleichstellung der Geschlechter warenförmig. Sie folgt nämlich meist leider einer Dramaturgie des Skandals (prominent etwa der Fall Weinstein) und dient insofern weniger der bürgerlichen Selbstaufklärung, als sie vielmehr der ökonomischen Logik der schnellen Verwertbarkeit folgt. Da Politik und Medien aufeinander angewiesen sind und letztere als kommerzielle Medienunternehmen den Marktgesetzen unterliegen, entsteht ein ,Markt der Meinungen‘ (Habermas), in der Folge wird Meinungsvielfalt zur Stereotype eingefriedet und politische Relevanz beugt sich der Wirtschaftlichkeit. Im Ergebnis wird kritische Subjektivität nahezu verunmöglicht. Adressiert werden Konsument*innen kein Publikum von Staatsbürger*innen.
Das Heft wurde konzipiert von Anne Döring und gestaltet von Nils Küppers.